Angsthunde aus dem Tierschutz – Wie wir Kaya die Angst genommen haben

15732497_1890199247879520_6900876986155036709_o

Hallöchen ihr Lieben Heute geht es um ein Thema, dass sicher vielen von euch, die einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufgenommen haben, nicht unbekannt ist. Angst ist für viele Hunde aus dem Tierschutzverein – besonders aus Süd- und Osteuropa – ein ständiger Begleiter. Was diese armen Seelen in ihrem, zum Teil noch sehr kurzen Leben, schon alles erleben mussten, möchte man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Umso erschrockener ist man dann in der ein oder anderen Situation, wenn man das erste mal mitkriegt, wovor sich der geliebte Vierbeiner so alles fürchtet. Kaya gehörte zu den Kandidaten, die Anfangs nahezu vor allem Angst hatten. Fahrradfahrer, Motorroller, Einkaufswagen, große Kisten und Kartons, Regenschirme, Besen und ähnliches mit langem Griff sowie laute Geräusche, fremde Menschen und Kinder waren und sind für sie bis heute ein absoluter Albtraum. Ich könnte mit dem Aufzählen noch ewig so weiter machen, doch dann säße ich morgen noch hier und würde mir die Finger wund tippen. Einen Großteil dieser Ängste konnten wir ihr nehmen indem wir sie einfach weiterhin Schritt für Schritt vorsichtig mit den gefürchteten Dingen konfrontiert haben. Dabei ist es besonders wichtig, den Hund nicht mit Mitleid zu überschütten und ihn damit in seiner Angst zu bestärken oder zu bestätigen, wie man es zum Beispiel bei Kindern tun würde. Es ist wichtig Als Hundehalter am anderen Ende der Leine immer entspannt zu bleiben und erst dann Aufmerksamkeit zu schenken und zu loben wenn der Hund es auch ist. Eine andere Methode die wir angewendet haben war, Kaya die gefürchteten Gegenstände wie zum Beispiel Fahrrad, Besen und so weiter zum beschnuppern zur Verfügung zu stellen. Dafür habe ich die verschiedensten Dinge die ihr angst machen dort auf den Boden gelegt, wo sie genug abstand nehmen konnte um sich sicher zu fühlen. Anschließend habe ich mich daneben gesetzt und die verschiedenen Dinge angefasst und ihr gut zugeredet. Ist sie auf den Gegenstand zugegangen habe ich sie gelobt und sogar das ein oder andere Leckerli darauf platziert, dass sie sich dort abholen durfte. Mit diesen beiden Methoden haben wir es innerhalb von ungefähr einem dreiviertel Jahr geschafft, Kaya einen großen Teil ihrer Angst zu nehmen und Gassi gehen war kein Spießroutenlauf mehr. Allerdings konnten auch wir nicht bei all ihren Ängsten Erfolge in deren Bekämpfung verbuchen. Kinder, kläffende Hunde und alles was sonst noch Krach macht oder sich hektisch bewegt sind für sie noch immer eines der schlimmsten Dinge die sie sich vorstellen kann. Ihre „Begeisterung“ drückt sie dann glücklicherweise zu 90% in Flucht aus. Aggressiv wird sie sehr sehr selten bis gar nicht. Das Einzige was den blutrünstigen kleinen Sofawolf aus ihr hervorlocken kann, sind Katzen – Glück gehabt, denn bei uns in der näheren Umgebung gibt es keine. Wie wir den verbliebenen Ängsten zu Leibe rücken sollen, wissen wir noch nicht genau. Wir werden aber sicherlich noch eine Lösung finden Kaya komplett angstfrei zu bekommen.

Habt ihr auch Hunde aus dem Tierschutz die total verängstigt sind? Vor was haben sie Angst? Und wie habt ihr es versucht und geschafft euren Vierbeinern die Angst zu nehmen?

11 Kommentare zu „Angsthunde aus dem Tierschutz – Wie wir Kaya die Angst genommen haben

  1. Wie ihr vermutlich inzwischen wisst, stammt Nacho aus Spanien und wir haben ihn vor zwei Jahren aus einem Tierheim übernommen. Nacho hatte und hat vor den gleichen Sachen und Geräuschen Angst wie Kaya auch. Nacho betrat auch keine Wartehäuschen an Haltestellen. Dorthin konnten wir ihn erst mit geduldigem Zureden und Leckerchen locken. Bei Müllsäcken, Mülltonnen oder Sperrgut an der Straße habe ich immer Leckerchen versteckt, die wir dann gemeinsam aufstöberten, bis die Angst verflogen war. Ähnlich haben wir es mit unseren Fahrrädern gemacht. Ein Rad stand sogar zwei oder drei Tage im Wohnzimmer, damit Nacho sich daran gewöhnten konnte, denn ich wollte ihn gerne auch mal mit dem Rad begleiten. All das klappte mit der Zeit gut und wir konnten ihm viele Ängste nehmen. Was bisher geblieben ist, ist die Angst vor Kindern, vor Männern mit Hut, vor ungewohnten Situationen und vor fremden Geräuschen. Aber ähnlich wie ihr haben wir die Hoffnung, Nacho noch die ein oder andere Angst nehmen zu können.
    Was vielleicht noch wichtig ist: Nacho ist auch sehr viel gelassener geworden, nachdem mir durch einen Hundetrainer ein paar Dinge klarer wurden, die ich aus Hundesicht falsch gemacht habe. So hatte ich unbewusst Nacho das Gefühl vermittelt, dass er in bestimmten Situationen auf mich aufpassen muss, was für einen ohnehin schon unsicheren Hund eine Katastrophe sein kann.
    Viele liebe Grüße, Achim

    Gefällt 1 Person

    1. Lieber Achim, ich finde es großartig, dass ihr sogar so weit gegangen seid und ein Fahrrad in eurem Wohnzimmer platziert habt um Nacho die Angst zu nehmen. Das hätte sicher nicht jeder für seinen Hund getan. 🙂 Außerdem finde ich es gut, dass ihr euch einen Hundetrainer dazu geholt habt um ihn besser zu verstehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr ihm die ein oder andere Angst sicher noch nehmen werdet – dafür drücke ich euch auch ganz fest die Daumen. 🙂

      Liebste Grüße

      Gefällt 1 Person

    2. Wir haben Paula aus Rumänien vor 1.5 Jahren in unsere Familie aufgenommen, Liebe auf den 1. Blick, ein herrliches Hundemädchen aber sehr ängstlich. Männer mit kopfbedecklung, alles, was Räder hat, Fahrräder, Roller etc, Walking Stöcke, Regenschirme…wir arbeiten an ihrer Angst und es wird stetig besser. Sie ist sehr dankbar und will nur gefallen.
      .Liebe Grüsse elfie

      Gefällt 2 Personen

  2. Wahnsinn, was ihr alles mit Kaya schon durch habt. Super das ihr da so am Ball geblieben seid und ihr so viele Ängste nehmen konntet.

    Bin gespannt was ihr euch da noch einfallen lasst. 🙂

    Lieben Gruß

    Gefällt 1 Person

  3. Super was ihr schon alles geschafft habt. Unser serbischer Straßenhund ist eher das Gegenteil, er rennt auf jeden anderen Hund zu und will schnüffeln. Bei unseren Kindern zeigt er eine irrsinnig hohe Toleranz.
    Nur an der Leine wird er zum absoluten Rambo bei Hundebegegnungen. Da hat uns der Trainer leider auch nicht helfen können🙁

    Gefällt 1 Person

    1. Danke. 🙂 Versuch ihn mal, von dem was ihn zum Rambo werden lässt abzulenken und die Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Wenn er dir seine Aufmerksamkeit schenkt sofort belohnen / klickern / loben. Dreht er sich wieder zu XY „NEIN!“ und wieder versuchen die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken. Das hat bei meinem ersten Hund damals sehr gut funktioniert und irgendwann merkt er, dass es viel schöner ist seine Aufmerksamkeit dir zu schenken, als ein strenges lautes „Nein!“ an den Kopf geworfen zu bekommen. 🙂 Vielleicht klappt es so bei euch ja auch.
      LG

      Like

  4. Paolo kommt aus Spanien. Er war 7 Monate alt, als er nach Deutschland kam und eine Woche auf der Pflegestelle, als wir ihn zu uns geholt haben. Die ersten Spaziergänge waren sehr stressig. Er hat grundsätzlich Angst vor fremden Menschen, Kinder findet er absolut gruslig, Fahrräder und Kinderwägen sind auch nicht sein Ding. Keine Angst hat er vor Autos, Straßen, Mülltonnen. Er fährt sogar ausgesprochen gerne Auto, auch weitere Fahrten sind kein Problem. Geräusche – da kommt es darauf an, welche. Manche stören ihn gar nicht, andere wiederum schon. Kinderstimmen reichen aus, dass er vom Garten ins Haus zurückläuft. Bei vielen Geräuschen reicht es, wenn ich ihm zeigen kann, was das Geräusch verursacht hat (klapperndes Besteck, das runterfällt z.B.). An Fahrräder hat er sich soweit gewöhnt, dass sie ihm nicht mehr unheimlich sind. Er war jedoch noch nie dazu zu bewegen, sich so einem Fahrrad zu nähern, auch wenn es still irgendwo steht. Er kann jedoch vorbei gehen, ohne eine großen Bogen darum zu machen. Zeigt er Neugier und möchte zu einem Gegenstand hin, gehe ich mit ihm und lasse ihn das ausgiebig beschnüffeln. Die Begegnung mit fremden Menschen bearbeiten wir im Mantrailing. So bestärke ich ihn auch, wenn er von sich aus auf fremde Menschen zugeht, die uns unterwegs begegnen. Bogen gehen haben wir in der Zwischenzeit ganz gut drauf, denn dieses Ausweichen bietet er in den meisten Fällen selbst an und wir gehen den Bogen so weit, wie er ausweichen möchte. Das ist mal mehr, mal weniger. Jogger und Fahrradfahrer haben wir ganz gut in den Griff bekommen, indem wir uns, wenn ein Ausweichen nicht möglich war, neben ihn gehockt haben und ihn „geschützt“ haben vor diesen unheimlichen Dingen. Heute bietet er das Sitzen selbst an und kann gut abwarten, bis Jogger oder Fahrradfahrer vorbei sind. Allerdings darf man einen Hund sehr wohl trösten, denn Angst ist kein Verhalten sondern ein Gefühl und kann somit nicht verstärkt werden. Ihm in Angstsituationen Unterstützung anzubieten, hat ihm geholfen. Doch jeder Hund reagiert da anders, von daher sollte man sich einfach ansehen, was der eigene Hund braucht, um mit unheimlichen Situationen umgehen zu lernen. Schritt für Schritt nähern wir uns all den Dingen an, die ihm Angst machen und er lernt immer besser, damit umzugehen.

    Gefällt 1 Person

  5. Unsere Faye kommt ursprünglich aus Rumänien und hat dort vermutlich ca. 1 Jahr auf der Straße gelebt. Als wir sie vor 2,5 Jahren aus dem Tierheimgeholt haben, glich sie eher einem Häufchen Angst. Alles unbekannte, das Innere von Gebäuden, Statuen und Menschen im Allgemeinen war für sie die schlimmsten Angstauslöser. Unser erstes Hinderniss bestand schon mal darin bis zur Wohnung zu kommen, da sie am liebsten gleich wieder aus dem Treppenhaus geflohen wäre. Das bedeutete für uns, dass der erste Weg bis zur Wohnung eine dreiviertel Stunde gedauert hat, da sie sich ja selber dazu entscheiden sollte vorwärts zu gehen. Das Problem hatte sich glücklicherweise innerhalb von ein paar Tagen erledigt. Die Angst vor Menschen hat da schon mehr Geduld, Ruhe und die Hilfe der Hündin meiner Schwester benötigt. Das fing ja bereits bei uns an, d.h. wir haben uns, wenn die Möglichkeit bestand einen Platz auf dem Boden eingerichtet (anstatt sich bspw. auf die Couch zu setzen). So hatte Faye so oft es ging die Möglichkeit von selber gucken zu kommen, wenn es der Mut grade zu gelassen hat. Denn neugierig hinterher gehen und gucken, was die komischen Menschen machen funktionierte ja, nur angucken durfte man sie dabei nicht, denn das fürhte zur Flucht. Nach etwa einer halben Woche hat sie sich sogar in unsere Nähe gelegt, mit ihrem Körper an unseren Beinen, sprang aber sofort auf, sobald man sich bewegte. Die größte HIlfe war da die Hündin meiner Schwester. Sina findet Menschen ganz toll, hat aber in ihren ersten 2 Jahren wenig bis gar keinen Kontakt mit anderen Hunden gehabt (erst dann kam sie zu uns). Die beiden Hunde mochten sich auf anhieb und fingen sofort an zu spielen. Sina kam dabei immer mal wieder an um sich Streicheleinheiten zu holen und irgendwann machte Faye ihr das zu mindest in Ansätzen nach. Inzwischen ist sie eine totale Schmusekatze und sucht fast immer Körperkontakt zu uns.
    Das problem mit angsteinflößenden Gegenständen war da schon einfacher zu behandel 😉 Als Beispiel seien mal Statuen jeder Art genannt. Wir waren anfangs oft mit Schleppleine unterwegs um ihr einen gewissen Bewegungsradius zugeben, solange man sie noch nicht von der Leine lassen konnte. Dabei ist Aufgefallen, dass sie immer versuchte so viel Abstand wie nur möglich zu Statuen zu bekommen. Also hab ich angefangen zu diesen hinzugehen. Wohl gemerk nur ich, durch die lange Leine hatte Faye die Möglichkeit auf Abstand zu bleiben. Ich haben dann die Statuen angefasst, mich daneben gesetzt und angelehnt usw. Irgendwann Gewann die Neugier und sie kam mit langer Nase gucken, was natürlich jedes Mal auch mit Lob honoriert wurde. Irgendwann hat sie die Statuen sogar berührt und Leckerlies herrunter genommen. Inzwischen sind diese auch nicht mehr gruselig und man kann sie problemlos in Übungen einbauen.

    Gefällt 1 Person

  6. Meine Mokka ist aus Italien und seit 1 Jahr bei uns. Zuvor hatte ich schon 2 andere Hunde aus den Tierschutz und keinerlei Erfahrung mit einem so extremen Angsthund. Mokka ist geschätzte 2 Jahre. Hatte auch schon Welpen. Angst hat sie extrem vor Kindern, schon die Stimmen zu hören ist für sie das schlimmste und macht das gassi gehen sinnlos. Sie bekommt auch keine Ruhe mehr rein. Menschen die hinter uns laufen, irritiert sie. Sie will immer weg. Meinen Sohn hat sie nach 1 Woche ohne an Knurren und Zähne zeigen akzeptiert und liebt ihn jetzt abgöttich. Er darf alles mit ihr machen. Die Angst vor Autos konnten wir ihr nehmen. Auch beim Autofahren unter den Sitz zugriechen ist nicht mehr so schlimm. Man schaut jetzt auch mal. Bei der Straßenbahn bleiben wir stehen, da ist sie ruhiger und sie kann schauen was da so einen Lärm macht. Hunde die auf sie freundlich zukommen, werden aus Angst sofort weggebissen und sie versucht zu flüchten. Erst wenn sie sie in Ruhe lassen, taut sie dann auf und entscheidet selber wann sie auf diese zugeht. Vertraut sie, spielt sie auch. Aber das nur bei auserwählten. Wir dachten immer das unser Mops ihr sie Angst nehmen kann, da ihn außer Hubschrauber und LKWs alles egal ist, aber leider nicht. Sie orientiert sich zwar an ihn aber bei irgendeinen falschen Geräusch ist die Flucht an der Wand lang immer noch ganz schlimm. Zuhause ist sie total entspannt und eine richtige Frohnatur. Solange niemand die Wohnung betritt.unser Besuch muss sie dann ignorieren weil sie nur am hin und her rennen ist und bellt. Erst wenn sie ignoriert wird, wird sie dann ruhig. Wir wissen, dass sie mehr Zeit braucht als ihre Vorgänger aber wir freuen uns über jeden Fortschritt. und bald auf die Zeit wenn sie gassi gehen als schön entfinden wird.

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar